Heimatgedicht
von Pater Dr. Bernhard Rötter, um 1900
Oh Selbach, du mein liebster Ort,
in ländlich schöner Zier,
wenn ich dich seh im Tale dort,
dann lacht das Herz in mir.
Wie schön bist du auch eingefasst
von Wald und Wiesenkranz,
die Berge mit der Früchte Last
sind Gottes Segen ganz.
Fünf Wasserbäche mühen sich,
zu schaffen dir das Brot,
es macht so stark und kräftig dich
und färbt die Wangen rot.
Des Bodens Schätze sind dir noch
bis jetzt wohl unbekannt,
trotzdem gehört ein Gut dir doch,
das Frohsinn wird genannt.
Sein munter Zeichen kann man schon
auf jeder Stirne sehn,
ein lustig Wort schwebt froh davon,
will man ihm Rede stehn.
Doch eines aber macht Dich mir
vor allen Orten wert,
mein Kinderhimmel wölbt sich hier
auf meines Vaters Herd.
Und unter der Geschwister Stern
ein Sonnenglanz so mild,
der leuchtet mir selbst in der Fern
als meiner Eltern Bild.
Des Vaters Licht bestrahlte ja
mir schon die Kinderzeit,
der Mutter Liebe wärmt mich da
selbst aus der Ewigkeit.
In diesem Licht erglänzet schier
das Dorf im Talesgrund,
drum ist auch mein Gedenken hier
und sprech zu jeder Stund:
Oh Selbach, du mein liebster Ort,
in ländlich schöner Zier,
wenn ich dich seh im Tale dort,
dann jauchzt das Herz in mir.