Von armen Löjn

Anekdötchen of Platt

Die Serie „Anekdötchen of Platt“ behandelt in loser Abfolge kleine, meist humorvolle, Geschichten aus vergangener Zeit, geschrieben von Selbacher Bürgern in Selbacher Dialekt. Dialekt ist kein Zeichen mangelnder Bildung oder Rückwärtsgewandtheit, sondern er schafft Identität und ist Kulturbestandteil. Wir wollen unsere eigene Sprache nicht verlernen: Geben wir sie an unsere Kinder weiter, sprechen wir sie!

In der folgenden Anekdote geht es um die nimmer endende augenzwinkernde Rivalität der hiesigen Waldgenossenschaften, wobei manchmal bis in die heutigen Tage der Neid trotz des humoristischen Mantels nicht zu verhehlen sein wird. Die Rauchschwaden verbrannten Haubergholzes prägen auch im 21. Jahrhundert noch den Blick auf das winterliche Selbacher Tälchen.

Hauberg Mühlenhardt Mitte des 20. Jh., im Eigentum einer der kleinsten Waldgenossenschaften Selbachs (Foto: Bruno Osinski)

von Franz Geimer, um 1910

Der Geimersch Vater on seng Sohn Franz gingen of dem Echenhahn spaziern.
Als di zwei su üwer Serlwisch sochen, sahte der Vadder:
„Seh dir jenau di Höuser ahn, ous deren Schornsten schwarzer Rauch kömmt. Dat sen di armen Löj, die nasset Holz verbrön, dat se sesch vürher bi ous 28ern jeklaut han.“