Gedanken zum Volkstrauertag

Gedanken zum Volkstrauertag

Alljährlich begeht die Ortsgemeinde die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag. Lesen Sie hier die diesjährige Ansprache des Ortsbürgermeisters sowie einen Redebeitrag von Ratsmitglied Nina Hüsch.

Volkstrauertag 2022

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Heute ist Volkstrauertag. Wozu begehen wir eigentlich den Volkstrauertag? Von welchem Volk ist hier die Rede? Und um wen oder was sollten wir heute trauern? Wozu Gedenken?

Ist es nicht völlig überflüssig, gar destruktiv und lähmend, jedes Jahr aufs Neue vor einer alten Steinsäule zu stehen und Toten zu gedenken, die fürs Vaterland gefallen sind?

Vaterland. Volk und Vaterland, was bedeutet das überhaupt für uns? Sind diese Begriffe nicht auch von vorgestern? Passen die überhaupt noch zu unserem pluralistischen bunten Land, als welches wir uns heute gerne präsentieren? Vielen Bundesbürgern scheint es zumindest altmodisch, manch einem rückwärtsgewandt und zwielichtig, ja sogar falsch erscheinen, im Fackelschein und unter getragenen Melodien gefallenen Soldaten des kaiserlichen Heeres und der Wehrmacht die Ehre zu erweisen.

Wir, die wir hier stehen, haben eine andere Sicht auf die Dinge. Es ist gut und richtig, dass unsere Verfassung diesen Gedenktag als besonderen Stilletag schützt.

Nun, den Argwöhnischen sei gesagt, dass das Gedenken an vor allem junge Männer, die für Ihr Land kämpften und fielen, keinen Spott und Argwohn verdient. Ja, wir erinnern uns unter anderem an Soldaten eines der fürchterlichsten Kriegstreibers, Völkermörders und Despoten der Geschichte, aber: Die Soldaten, es waren die Unseren!

Den Argwöhnischen sei gesagt, dass wir seit den Gründungstagen der Bundesrepublik eine weit umfassendere Erinnerungspflege betreiben als „nur“ den Fokus auf die Gefallenen der beiden Weltkriege zu richten. Die Gedenkkultur ist, wie alles in unserer Gesellschaft, einem Wandel unterlegen und auch der Volkstrauertag hat sich mit den Jahren weiterentwickelt. Das vorhin vernommene Totengedenken wurde erst vor wenigen Jahren angepasst. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge engagiert sich weltweit für Verständigung unter den Nationen, er betreibt viel Jugendarbeit und führt internationale Workcamps durch.

Den Argwöhnischen sei gesagt, dass wir heute der Opfer des Ukrainekrieges gedenken, wir gedenken des von einer arabischen Gang brutal zusammengeschlagenen Familienvaters am Deutzer Bahnhof, wir gedenken des von einem Neonazi drangsalierten und gedemütigten kongolesischen KFZ-Mechanikers in einer Dortmunder Fußgängerzone, wir gedenken der seelisch verletzten Katholiken im Wisserland, deren Gotteshaus durch einen Brandstifter geschändet und erheblich beschädigt wurde, wir gedenken der Rettungssanitäter, die auf den sog. Maikrawallen in Berlin im Einsatz beschimpft, bespuckt und angegriffen werden, wir gedenken der viel zu vielen Kinder, die von ihren alkoholkranken Eltern vernachlässigt oder gar misshandelt werden.

Wir gedenken noch vieler weiterer Opfer seelischer und körperlicher Angriffe, die mitten unter uns, womöglich auch hier in Selbach, und tagtäglich leiden müssen.
Es sind Menschen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, Menschen unseres Volkes und Menschen, die hier leben oder anderswo auf der Welt. Sie alle sind Menschen! Es sind Menschen!

Für all diese Menschen opfern wir jedes Jahr nicht einmal eine halbe Stunde des Mitfühlens, Beistehens, Erinnerns und Mahnens im öffentlichen Raum. Ich finde, das müssen wir uns als zivilisierte Gesellschaft zumuten. Ein feierlicher Rahmen ist dieses Gedenkens würdig.

Doch satteln wir noch einen drauf: Zeigen wir nicht nur Empathie und schwingen Reden (oder lauschen ihnen), sondern zeigen wir vermehrt auch klare Kante gegen Ausgrenzung, Stigmatisierung, Anfeindungen, Hass, Rassismus und Gewalt jedweder Form. Zeigen wir mehr Courage im Alltag und gebieten Unrecht Einhalt, damit wir in den nächsten Jahren nicht noch mehr Gedenktafeln, neben diesen alten bronzenen hinter mir, vor unserem geistigen Auge projizieren müssen.

Also, es gibt – leider – zu viele Gründe, um diesen staatlichen Gedenktag zu begehen, zumindest das sind wir den Opfern schuldig. Tun wir dies auch weiterhin – hier bei uns in Selbach.

Matthias Grohs, November 2023

Volkstrauertag 2022

An wen denkst DU heute?

Volkstrauertag?

Was soll das denn noch?

Alles nur Erinnerung?

Alles nur Geschichte?

Alles längst vergangen?

Nein, denn die Geschichte wird immer ein Teil dessen sein, wie unsere Gesellschaft heute ist. Deswegen darf man nicht leichtfertig damit umgehen und vergessen, was einmal war. Die Erinnerungen an die Millionen Opfer aller Kriege dürfen nicht verblassen, nur weil die Zeit so viel Raum zwischen den Geschehnissen und der Gegenwart eingenommen hat. Für uns alle ist es wichtig, die Geschichte niemals zu vergessen und uns immer daran zu erinnern, was einmal geschehen ist. Niemals dürfen wir es zulassen, dass auch nur einer aufhört, an die Opfer zu denken.

An wen denkst du heute?

KZ–Häftlinge, Vermisste, Kriegsgefallene, Zivilisten, Kindersoldaten oder Verfolgte?

Das Gestern können wir nicht mehr ändern, aber das Morgen haben wir in der Hand. Gerade weil es noch immer so viele Kriege gibt, in denen immer noch so viele Menschen sterben, ist der Volkstrauertag nach wie vor aktuell und wichtig. Auch die Generationen, die noch folgen werden, müssen wissen, was einmal geschehen ist und dass es sich dabei nicht nur um Zahlen und Fakten handelt, sondern um menschliche Schicksale. Um wirkliche Trauer und echte Schmerzen. Um Angst und Schrecken. Es gibt immer jemanden, an den man an diesem Tag denken kann und wir sollten das niemals vergessen.

Wir stehen heute hier, um all der Opfer zu gedenken und um vor dem Vergessen zu mahnen. Um an den Frieden zu appellieren sowie an den gesunden Menschenverstand. Wir wollen zeigen, dass auch für Leute wie uns, die den Krieg zum größten Teil nicht miterlebt haben, der Volkstrauertag ein sehr wichtiger Tag ist. Solange wir uns an das erinnern, was in den Kriegen passiert ist, solange kann es sich nicht wiederholen und ebenso lange werden wir an all die Menschen denken, die durch die Kriege schwere Schicksalsschläge erlitten haben. Und hoffentlich wird man sich noch in 40 Jahren die Frage stellen: Volkstrauertag? An wen denkst DU heute?

Nina Hüsch, November 2023
(angepasst nach einer Vorlage vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge e.V.)

Volkstrauertag 2022; alle Fotos: Sabine de Nichilo

Einführung Wiederkehrender Straßenausbaubeiträge ab 2024

Einführung Wiederkehrender Straßenausbaubeiträge ab 2024

Die erfolgte Baumaßnahme in der Schulstraße (Einrichten eines Stauraumkanals zur Oberflächenwasserabführung) wird erstmals wie angekündigt über Wiederkehrende Beiträge ab 2024 abgerechnet. Lesen Sie hier die betreffenden Informationen, die bei der Einwohnerversammlung am 12.10.2023 präsentiert wurden.

Für Fragen zu diesem Thema stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verbandsgemeindeverwaltung, Fachbereich Bauen und Wohnen, gerne zur Verfügung unter wkb@rathaus-wissen.de.

Neues Wegekreuz auf dem Eichenhahn errichtet

Neues Wegekreuz auf dem Eichenhahn errichtet

„Auf dem Eichenhahn“ in Selbach steht ein neues Wegekreuz. Das Holz für das Kreuz mit seinem modernen Korpus wurde gespendet und der kompletten Herstellung widmeten sich Selbacher im Ehrenamt. Nicht belegt ist, warum das alte Kreuz einst aufgestellt wurde. Wies das spätere Prozessionskreuz ursprünglich auf ein dort geschehenes Unglück hin?

v.l.n.r.: Gerd Stahl, Felix Grohs, Ewald Orthen, Thomas Buch, Christoph Klein, Fabian Klein

Selbach trotzt dem Kreuzfrevel, der die Region teils erschütterte und lässt es sich nicht nehmen, an exponierter Lage im Ort ein neues Wegekreuz aufzustellen. Das alte war in die Jahre gekommen und musste abgebaut werden. Nun wurde ein neues Kreuz etwa 80 Meter vom bisherigen Standort entfernt direkt neben einer Sitzbank errichtet. Von dort oben haben Wanderer, Spaziergänger und Innehaltende einen wunderschönen Blick auf Selbach und auch auf die Nachbargemeinde Fensdorf.

Traditionell wird meist der gekreuzigte Jesus als Korpus dargestellt. Anders in Selbach: Das nun neu entstandene Holzkreuz aus Eiche hat einen besonderen und modernen Korpus erhalten. In seiner lebendigen Form wird der auferstandene Christus dargestellt. Die Idee hierzu hatte der Selbacher Ewald Orthen, der dieselbe und auch die Herstellung des Kreuzes in die Tat umsetzte.

Neben Orthen waren zudem Thomas Kolb (Stifter des Holzes), Christoph Klein, Thomas Buch, Gerd Stahl, Fabian Klein und Ortsbürgermeister Matthias Grohs für die Aufstellung des Kreuzes im Ehrenamt aktiv. Daneben wurden unter anderem das Fundament, die Metallhalterungen sowie das Messingschild gespendet. Auf dem Messingschild übrigens brachten die Ehrenamtlichen neben der Jahreszahl 2023 auch die ehemalige Inschrift des alten Kreuzes auf. Sie ist ein Auszug aus einem Hymnus von Paulinus von Aquileia und lautet „Congregavit nos in unum Christi amor“, zu deutsch „Christi Liebe hat uns geeint“.

Traditionell und modern zugleich: Das neue Kreuz strahlt Hoffnung aus.

Warum wurde das Wegekreuz einst aufgestellt?
Darüber gibt es leider keine eindeutigen Belege oder Aufzeichnungen. Wie Matthias Grohs berichtet, können sich die ältesten der Selbacher Einwohner lediglich schon aus Kindheitstagen daran erinnern, dass es „schon immer“ dort oben „Auf dem Eichenhahn“ gestanden hat. Sicher ist allerdings, dass es ein Stationspunkt während durchgeführter Bittprozessionen war.

Eine andere Geschichte deutet darauf hin, dass an der Stelle, wo das alte Kreuz stand, jemand vom Blitz erschlagen wurde, so Grohs. Er und seine Mitstreiter interessiert zudem, warum ausgerechnet die Inschrift „Christi Liebe hat uns geeint“ für das Kreuz ausgewählt wurde.

Mit den Möglichkeiten, warum das Kreuz einst aufgestellt wurde, passt es gut zur Geschichte vieler Wegekreuze. Die religiösen Kleindenkmäler sind seit dem 14. Jahrhundert belegt und verschwanden teils während der Reformationszeit. Ab dem 17. Jahrhundert wurden viele neue errichtet, bedingt durch größere religiöse Bewegungen. Wie schon früher stehen sie auch heute oft als Wegzeichen für Wanderer und Pilger oder dienten, wie auch in Selbach, als Prozessions-Station. Ebenso ist die Selbacher Geschichte rund um den Blitzschlag plausibel. Wegekreuze kennzeichneten schon immer Örtlichkeiten des Gedenkens auch an Unfälle oder Unglücke.

Das alte Kreuz auf der Wegeböschung

Wege- und Dorfkreuze haben in der Ortsgemeinde Selbach seit jeher eine besondere Bedeutung. Es gebe ein Duzend von ihnen in der Gemarkung, berichtet die Ehrenamtstruppe. Einige Bürger kümmern sich ebenso ehrenamtlich um deren Pflege samt Blumenschmuck, wofür die Ortsgemeinde herzlich dankt.

Das neue Selbacher Kreuz soll im Frühling 2024 im Rahmen einer Prozession zusammen mit dem vor drei Jahren errichteten Kreuz an der „Dicken Eiche“ und dem Kreuz auf der Kölbach im Ortsteil Brunken eingesegnet werden. (Text: Katharina Behner, Fotos: Matthias Grohs)

Neuer Kinderspielplatz „Im Birkamp“ eröffnet

Neuer Kinderspielplatz „Im Birkamp“ eröffnet

Ortsgemeinde Selbach (Sieg) eröffnet attraktiven Erlebnisspielplatz „Im Birkamp“

Der Spielplatz in der Selbacher Dorfmitte erstrahlt in neuem Glanz: Die Ortsgemeinde hat den in die Jahre gekommenen alten Spielplatz komplett umgeplant, erweitert und liebevoll neugestaltet.

Er vereint nun verschiedenste Elemente vor allem für die Jüngsten, ist aber auch für Schulkinder spannend: Es gibt Geräte zum Bewegen und Begegnen, zum Verstecken, Gestalten und zum Ausruhen. Zentrales Thema und Mittelpunkt des Spielplatzes ist der Selbach, der abgeflacht und mit Sitzsteinen versehen zum Buddeln und Planschen einlädt. Ein weiteres  Highlight ist die neue Seilbahn.

Ortsbürgermeister Matthias Grohs freute sich sehr, dass so viele Familien der Einladung von Ortsgemeinde und Förderverein „Wir für Selbach e.V.“ gefolgt waren. Bei strahlendem Muttertagswetter wurde der Platz von Groß und Klein bestaunt und natürlich sofort bis in den letzten Winkel erkundet. Landtagsabgeordneter Matthias Reuber und Ulrich Marciniak, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Wissen, wurden als Ehrengäste begrüßt.

Das Projekt zur Neugestaltung ist nun – nach dem im letzten Jahr fertiggestellten Dorfplatz – bereits das zweite große Vorhaben im Rahmen der Dorferneuerung. Die Gesamtkosten für den neuen Spielplatz belaufen sich auf 132.600 €, wobei glücklicherweise auf eine Landesförderung in Höhe von 65% zurückgegriffen werden konnte, da Selbach als  Schwerpunktgemeinde für Dorferneuerungsmaßnahmen eingestuft wurde.

Grohs freute sich, dass die Kostenplanung trotz Inflation eingehalten werden konnte, was auf eine sorgfältige finanzielle Planung und Umsetzung des Projekts hinweist sowie durch viel ehrenamtliche Eigenleistung gelingen konnte.

Er bedankte sich bei allen Beteiligten, die das Projekt möglich gemacht haben, vor allem aber bei Landschaftsarchitekt Martin Heinemann. Durch seine langjährige Erfahrung und sein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der kleinen Selbacher hat er einen Ort geschaffen, der diese beim Aufwachsen für viele Jahre begleiten wird.

Text: Steffi Küster

Fotos: Gemeinderat, Förderverein „Wir für Selbach“

Baumaßnahme in der Schulstraße: Umsetzung des Straßenausbaukonzepts in der Ortsgemeinde beginnt

Baumaßnahme in der Schulstraße: Umsetzung des Straßenausbaukonzepts in der Ortsgemeinde beginnt

Am 17. April rollten die Bagger in der Schulstraße an und markierten damit den Umsetzungsbeginn des im Jahre 2021 vom Ortsgemeinderat beschlossenen Straßenausbaukonzepts. Zwar wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die Schul- und Görsbachstraße im Verbund vollständig ausgebaut werden wird, allerdings wird nun im Vorgriff auf diese Maßnahme ein technisches Bauwerk in einem kurzen Streckenabschnitt in den Straßenkörper eingelassen. Damit soll das Problem der bisher nicht vorhandenen Straßenoberflächenentwässerung beseitigt werden. Erstmals werden hierfür wiederkehrende Beiträge von den Bürgern erhoben.

Lesen Sie hierzu mehr in einem Artikel des AK-Kuriers vom 21.04.2023.

An dieser Stelle wird in der Schulstraße ein Stauraumkanal eingelassen. (Foto: Katharina Behner)

Die Selbacher Quelle – Kindheitserinnerungen

Die Selbacher Quelle – Kindheitserinnerungen

Die Selbacherin Else Holschbach, geborene Rosenbauer, ist 1917 geboren und 2011 verstorben. Ihr Vater war Kolonialwarenhändler und Gastwirt der legendären Gaststätte Rosenbauer im Herzen Selbachs. Heute lädt an dieser Stelle der neue Dorfplatz zum Verweilen ein. In den 1920er Jahren setzten die Rosenbauers schon auf Tourismus und holten ihre Gäste per Pferdefuhrwerk vom Wissener Bahnhof ab. In der „Sommerfrische“ im Selbacher Tälchen standen erholsame Tagestouren auf dem Wanderprogramm. Die Erkundung des Tales vor der Haustür gehörte dazu.

In den Erinnerungen der späteren Metzgergattin, Kauffrau, Freizeitmalerin und Schriftstellerin Else Holschbach, die 2002 in der Rhein-Zeitung veröffentlicht wurden, liest sich das so:

„An einem Sommersonntagnachmittag unternahmen mein Vater, Sommerfrischler, mein Bruder und ich eine Wanderung. Vater wollte uns die Quelle des Selbachs zeigen.

Der Waldweg wurde immer schmaler. Ein Rinnsal überquerte ihn. Es galt diesem bergan zu folgen. Recht mühsam zwängten wir uns durch Gestrüpp, kletterten über gefallene Baumriesen oder krochen darunter her. Die kleinen Beine wollten es fast nicht schaffen. Aber wir hatten ein Ziel. Das Rinnsal wurde immer weniger, dann war da nur noch Feuchtigkeit. Ein zerrissener, rostiger Stacheldraht, zerfallene, faule Pfähle markierten den Geburtsort des Selbachs.

Hätte er nichts Besseres verdient? Das sollte eine Quelle sein? Die hatte ich mir mit kristallklarem, sprudelndem und hüpfendem Wasser vorgestellt.
Aber herrliches grünes Moos, von Feuchtigkeit glänzende Steine, denen die Sonne Lichter aufgesetzt hatte, und fettes Gras umgaben den Ort. Ich war versöhnt. Es war doch ein schöne Quelle.

Wir gingen denselben Weg zurück und bemerkten, das Wasser wurde immer mehr zum Selbach. In vielen Windungen schlängelt er sich durch unser schönes romantisches Tal. Jede der Windungen könnte sicher etwas erzählen. Nur erlauschen und verstehen müsste man es können. Hier hatten wir an heißen Sommertagen die Beine ins Wasser baumeln lassen, wenn wir beim Heumachen halfen. Da hatten wir, auf dem Bauch liegend, das kristallklare Wasser getrunken.

In diesem Tümpel standen die größten Forellen, drüben blühten die schönsten Vergissmeinnicht, etwas unten leuchteten saftige Sumpfdotterblumen. Wir stauten das Wasser, um darin nach Herzenslust zu planschen.

Bei Hochwasser versuchten wir, in einer Zinkwanne sitzend, das ferne Meer zu erreichen. Wenn der Winter die überspülten Wiesen und den Mühlteich unter einer Eisschicht erstarren ließ, wenn die Ufer sich mit Eisbärten zierten, deren Zapfen wir gerne einmal lutschten, wenn der Bach hier und dort durch ein Loch nach Luft schnappte – dann herrschte ausgelassen Fröhlichkeit.
Was alles bot die Eisfläche: Schlittschuhlaufen und Bahnschlagen, Hüpfen und Schlittern, und vieles, vieles mehr für eine glückliche Kinderschar.

So war und ist er, der Selbach.
Er lädt im Handstreich den Elbbach zum engumschlungenen Paarlauf ein. Er liegt dem Schloss Schönstein zu Füßen, ehe er mit der Sieg auf die große Reise geht.“

Else Holschbach

Urheber des Beitragsbildes auf der Startseite: Ekkehard Jape, RZ 30.07.2002

Der Selbach ist ein naturbelassener Mittelgebirgsbach

Fünfter Selbacher Dialog bringt alle Ortsvereine zusammen

Fünfter Selbacher Dialog bringt alle Ortsvereine zusammen

Bewährter Vereinsstammtisch trifft sich zum „kleinen Jubiläum“ im Jugendheim

SELBACH. Zum fünften Mal seit 2019 trafen sich die Vorsitzenden bzw. Geschäftsführer aller Selbacher Ortsvereine sowie Vertreter der Kirchengemeinde mit Ortsbürgermeister Matthias Grohs, um einen offenen Diskurs über das Gemeinde- und Vereinsleben zu führen. Inhaltlicher Schwerpunkt der regelmäßigen Gesprächsreihe ist der Veranstaltungskalender des Dorfes. Gemeinsam terminieren die Ehrenamtlichen am Anfang eines neuen Jahres die Feste und Ereignisse im Jahresverlauf. Dabei achten sie darauf, dass möglichst keine Terminüberschneidungen entstehen (bei der Vielzahl der dörflichen Aktivitäten kann dies allerdings nicht immer gelingen).

Teilnehmer des 5. Selbacher Dialogs

Es gibt Veranstaltungen, die von mehreren Institutionen ausgerichtet werden. Dies bedarf einer wohl strukturierten Kooperation und freundschaftlichen Kommunikation. Neben dem Kalendarium stehen bei dem Vereinsstammtisch die kritisch-konstruktive Analyse vergangener Ausrichtungen ebenso auf der Agenda wie die Weiterentwicklung traditioneller Feste sowie die Umsetzung neuer Ideen. „Ich freue mich, dass sich das Format inzwischen etabliert hat und alle hiesigen gesellschaftlichen Akteure erlebbar an einem Strang ziehen“, stellt Matthias Grohs fest. Die Vereine und Institutionen seien „unerlässliche Zahnräder eines Dorfgetriebes“, die ineinandergreifen müssten, um als Gesamtgefüge zu funktionieren. Dass diese Zusammenarbeit gelänge, zeigten die vergangenen Jahre, so Grohs. Der „Selbacher Dialog“ wird auch anlassbezogen, zum Beispiel vor besonderen Festen, durchgeführt. „Die Vereinstreffen sind sehr effektiv und bieten die Möglichkeit, auf direktem Wege gegenseitige Unterstützung zu arrangieren“, bemerkt Britta Palm als Vertreterin der Karnevalsfrauen.

Im Wechsel werden die Vereinsheime für den Dialog zur Verfügung gestellt. Dieses Mal fand das kleine „Jubiläumstreffen“ im Jugendheim in der Kirche statt. Das neue Jahr 2023 bietet „Klassiker“ wie zum Beispiel das Maifest und Schützenfest, aber auch neuere Angebote wie der Dorfflohmarkt. Die Eröffnung des Spielplatzes ist am 13. Mai geplant. Insgesamt können sich die Selbacher auf rund 30 Zusammenkünfte freuen. Ab sofort sind die Termine unter der Rubrik „Kalender“ einsehbar. Die Auflistung ist erfahrungsgemäß nicht abschließend, denn unterjährig kommen immer mal wieder Termine dazu. Auch sind die Sitzungen der gemeindlichen Gremien hier ersichtlich.

Teilnehmer des Selbacher Dialogs sind:
Ortsgemeinde Selbach, DJK Wissen-Selbach, Förderverein „Wir für Selbach“, Karnevalsfrauen, kath. Kirchengemeinde, Musikverein Brunken, Sportfreunde Selbach, St. Hubertus Schützenbruderschaft, St. Anna-Verein.

Entwurf zum Landesfinanzausgleichgesetz: Meinung des Ortsbürgermeisters

Entwurf zum Landesfinanzausgleichgesetz: Meinung des Ortsbürgermeisters

Landesfinanzausgleich wird Bürger deutlich belasten. Wo bleibt die Erklärung aus Mainz?

Mit dem Landesfinanzausgleichsgesetz übernimmt das Land ein gescheitertes System aus Thüringen und Hessen. Anstatt aus diesen Fehlern zu lernen, macht das Land es sich mangels Kompetenz und getreu seinem Motto „einfach“. Das Gesetz selbst ist allerdings nicht nur kompliziert (sogar Finanzexperten tun sich schwer) und gekennzeichnet durch teilweise willkürliche Faktoren, sondern verursacht durch die Hebesatzsprünge eine Bürgerbelastung, die es in dieser Form noch nicht gab. Sollten Kommunen sich weigern, derartige Beschlüsse zu fassen, erhalten sie keine Zuschüsse mehr und der Haushalt wird nicht genehmigt. Das Dorfleben käme mehr oder weniger zum Stillstand.

Mit Verwunderung und Unverständnis verzeichne ich in dieser folgenschwereren Angelegenheit seitens der Landesregierung keinerlei Informationspolitik für die betroffene Bürgerschaft. In der Corona-Hochphase wurden keine Kosten gescheut, um Einschränkungen in der Presse zu erklären. Warum erfolgt dies hier nicht? Schließlich geht es um viel Geld, welches vom Volk neben weiteren Belastungen (Inflation, Energiekosten, ggf. Wiederkehrende Beiträge etc.) aufgebracht werden soll.

Stattdessen fühlt sich die Kreis-SPD bemüßigt in der Rhein-Zeitung endlich für Aufklärung und Interpretation im Sinne des Kabinetts Dreyer zu sorgen. Die Kommunen seien die „Sieger“. Beim besten Willen sehe ich in meiner Gemeinde keine Sieger, sondern Bürger, die in einer Polykrisenzeit schamlos und unverhältnismäßig zur Kasse komplimentiert werden. Erstaunlich, dass Sozialdemokraten dies lediglich als „Wermutstropfen“ abtun. Ob das ihre Wähler auch so sehen?

Das Land nimmt mit dem Gesetz eine historische Beschneidung der kommunalen Selbstverwaltung vor. Hier offenbart sich aus meiner Sicht eine Entfremdung der Landesregierung von den Gemeinden: Die politische gemeindliche Institution mag mit diesem Gesetz zwar überleben, aber die im wahrsten Wortsinne „Gemeinde“ selbst, nämlich die Bürgerinnen und Bürger, sind die Gelackmeierten. Ein fragwürdiges Verständnis von „Gemeinde“, das in der Regierung vorzuherrschen scheint. Die Dankesworte an das kommunalpolitische Ehrenamt, die von Berufspolitikern höherer Instanzen regelmäßig verlautbart werden, entpuppen sich vor diesem Hintergrund bloß noch als hohle Floskeln. Frust und Verärgerung bestimmen inzwischen die örtliche Politik, der es mit den beschriebenen Rahmenbedingungen zunehmend schwerfällt, das soziale Engagement in der Bürgerschaft zu fördern. Wer weiß, ob „die da oben“ noch lange „Staat machen“ können, wenn die staatliche Basis „da unten“ nicht mehr mitmacht. 

Matthias Grohs, Ortsbürgermeister von Selbach


Liebe Selbacherinnen und Selbacher,
vorstehender Leserbrief wurde am 26.11.2022 in der Rhein-Zeitung veröffentlicht. Wie Sie wissen, verhalte ich mich auf Ebene der Ortsgemeinde politisch neutral, denn bei uns geht es um reine Sachpolitik von Bürgern für Bürger. Ich bin kein Mitglied einer Partei. Doch sehen Sie mir nach, dass ich zu diesem Landesgesetz, das gravierende Auswirkungen für uns haben wird, einmal sehr deutlich Kritik in Richtung Landesregierung üben muss.

Das Landesfinanzausgleichsgesetz wird aller Voraussicht nach zum 01.01.2023 eingeführt werden. In Selbach geht damit eine Anhebung des Hebesatzes der Grundsteuer B um 100 Punkte einher, was eine Mehrbelastung für ein durchschnittliches Einfamilienhaus von rund 100€ jährlich ausmacht. Leider haben wir in der Angelegenheit keinen Spielraum, sondern müssen unserer Verantwortung für die Ortsgemeinde unter Beachtung der Gesetze gerecht werden. Die Gremien der Ortsgemeinde werden sich in Kürze mit dem Thema beschäftigen müssen.

Ihr und Euer
Matthias Grohs

Großes Dorffest mit Segen, Sonnenschein und super Stimmung

Großes Dorffest mit Segen, Sonnenschein und super Stimmung

Am Sonntag, dem 22. Mai, haben die Selbacher ihren neuen Dorfplatz mit einem großen Dorffest gebührend eingeweiht. Lesen Sie dazu einen Artikel im AK-Kurier von Katharina Behner:
Dorfplatz in Selbach eingeweiht: Neuer Ort für Gemeinschaft ist entstanden | AK-Kurier.de

Es war ein wundervolles Fest mit zahlreichen Gästen über alle Generationen hinweg. Die Ortsgemeinde Selbach (Sieg) bedankt sich bei den Besuchern für das ausgelassene, friedliche Feiern und bei allen, die das Fest möglich gemacht haben insb. den Ortsvereinen, Diakon Peter Vanderfuhr, dem Gemeinderat und Sponsoren.

Hier eine Fotogalerie über den wunderschönen Tag. Hierzu herzlichen Dank an die Fotografen Claudia Vanderfuhr und Martin Heinemann.

Zweiter Teil der Selbacher Dorfchronik erschienen.

Zweiter Teil der Selbacher Dorfchronik erschienen.

In der Reihe „Wissener Beiträge. Zur Geschichte und Landeskunde“ ist der zweite Teil der Selbacher Dorfchronik mit dem Titel „Selbach. Geschichte und Gegenwart, 1395 – 2010“ erschienen. Nachdem vor wenigen Jahren der erste Band veröffentlicht wurde, in dem die Jahre 1395 bis 1965 dokumentiert sind, können sich die Selbacher nun auf die Fortsetzung (Jahre 1966 bis 2010) freuen.

Berno Neuhoff, Peter Deis, Klaus Schwamborn, Caroline Leidig, Matthias Grohs (v.l.n.r.). Foto: Katharina Behner

Autor Klaus Schwamborn hat mit Hilfe der Bürgerschaft und Mitautoren ein umfassendes Werk über die dörfliche Zeitgeschichte Selbachs verfasst. Auf über 300 Seiten und vielen Bildern sind wichtige Eckdaten, schöne wie traurige Ereignisse, aber auch alltägliche heitere Geschichten chronologisch aufgeführt. So manche Leserin oder Leser wird sich in dem Buch wiederfinden und sicherlich gibt es für Jüngere das eine oder andere „Aha-Erlebnis“ beim Schmökern in dieser gelungenen Lektüre.

Kürzlich fanden sich Klaus Schwamborn, Lektor Peter Deis, Berno Neuhoff, Bürgermeister der Stadt und Verbandsgemeinde Wissen, und Selbachs Ortsbürgermeister Matthias Grohs auf dem Kapellenberg ein, um das Werk vorzustellen. Mit dabei war auch Verwaltungsmitarbeiterin Caroline Leidig, die das Projekt administrativ begleitete. Herausgeberin ist die Stadt Wissen, wobei sich die Ortsgemeinde Selbach zur Hälfte an den Kosten beteiligt.

Auf dem hinteren Kirchenplatz mit einem schönen Blick auf den alten Ortskern Selbachs bedankten sich die beiden Bürgermeister bei Herrn Schwamborn und würdigten seine akribische Arbeit. „Es ist wichtig, dass Geschichte aufgearbeitet und festgehalten wird, damit nichts in Vergessenheit gerät,“ bemerkte Berno Neuhoff und Matthias Grohs ergänzte: „Wir haben eine umfassende Chronik erhalten, die von nun an Bestandteil unseres gemeinschaftliches Erbes sein wird“.

Selbach hat sich in all den Jahren verändert – vermutlich nicht in allen Belangen zum Besseren, aber viel Gutes konnte doch über Generationen hinweg bewahrt werden. Und so manch erfrischend Neues wird derzeit für ein „Dorfleben mit Zukunft“ von den Bürgern gestaltet, darin waren sich die Anwesenden beim Pressetermin einig.

Klaus Schwamborn sagte: „Ich würde mich freuen, wenn sich Selbacher finden, die eine weitere Fortsetzung der Chronik betreiben würden.“ Berichte, Fotos und Zeitungsartikel jedenfalls archiviere er weiterhin, auf welche dann zurückgegriffen werden könne.

Zu kaufen gibt es die Chronik ab sofort zum Preis von 15,00 Euro im Friseursalon Waltraud Stausberg in der Teichwiese in Selbach, im Buchladen in der Marktstraße in Wissen sowie im Wissener Rathaus.