Einen außergewöhnlichen gemeindlichen Tag erlebten rund 50 Selbacher Gläubige
Pfarrer Martin Kürten, Diakon Peter Vanderfuhr und Ortsbürgermeister Matthias Grohs gestalteten bei herrlichem Frühlingswetter gemeinsam die Prozession, die in Brunken-Kölbach begann, über die „Dicke Eiche“ und den Eichenhahn führte und die schließlich in ein geselliges Pfarrfest an der Kirche mündete. An den drei Stationen beteten die Teilnehmer und sangen bekannte Kirchenlieder. Vielen Dank allen Beteiligten für die Vorbereitung und Durchführung!
Selbacher Bürger stellen sich für die Kommunalwahl am 9. Juni auf
Kürzlich fand die Aufstellungsversammlung der Wählergruppe Grohs statt und sie stand ganz im Zeichen von Kontinuität.
Zum einen personell, denn bis auf zwei haben sich alle bisherigen Ratsmitglieder erneut für die Gemeinderatswahl aufstellen lassen. Drei weitere Bewerber konnten für die politisch neutrale Liste, angeführt von Ortsbürgermeister Matthias Grohs, gewonnen werden.
Zum anderen im Motto, das auch in politischer Hinsicht Beständigkeit für die nächsten fünf Jahre vorsieht. So verfolgen die Kandidatinnen und Kandidaten das Ziel, gemeinsam mit der Bürgerschaft das bisher Erreichte zu pflegen und zu festigensowie eingeschlagene, erfolgversprechende Pfade auszubauen. Das wäre schon eine Menge Arbeit, denn das Geleistete der vergangenen Legislatur ist umfangreich: Neben Einsparungen bei den laufenden Kosten, der Realisierung von großen Projekten wie beispielsweise Dorfplatz und Spielplatz sowie dem Beginn des Straßenausbaus, ging auch in ideeller Hinsicht ein Ruck durch die 800-Einwohnergemeinde: Es gelang durch Fleiß, Freude und Respekt eine neue Kultur am Sitzungstisch des Gemeinderats zu etablieren. Und auch die Identifikation der Bürger mit ihrem Heimatort konnte durch mancherlei Impulse seitens des Rates und der Einwohner selbst gestärkt werden. „Dieses dörfliche Gemeinschaftsgefühl ist nicht selbstverständlich, sondern in unserer wirren und schwierigen Zeit fragil und wie ein rohes Ei zu behandeln, das wir nicht fallen lassen dürfen“, so Grohs, der zum zweiten Mal für das Amt des Ortsbürgermeisters um das Vertrauen der Selbacherinnen und Selbacher wirbt.
Stärker einbinden und fördern möchten die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker künftig die Kinder und Jugendlichen des Dorfes. Weitere Punkte auf der Agenda bis 2029 sind Baulücken zu schließen sowie raumplanerische Möglichkeiten auszuloten. Die gemeindlichen Straßensanierungen sollen ebenfalls fortgesetzt werden. Hier werde man aber nicht im Eiltempo verfahren, sondern die finanzielle Zumutbarkeit der Bürger im Blick haben.
Die Wählergruppe stellte sich erstmals 2019 auf und markierte damit einen politischen Meilenstein in der Geschichte des Ortes: Zum ersten Mal fand damals eine Mehrheitswahl statt, bei der nur eine übergreifende Liste die bisherigen Parteien und Wählergruppen ablöste. Als Folge gibt es im Rat keine Fraktionen mehr. Auch das, so Grohs, sei „eine Errungenschaft, die wir als kleine Gemeinde nicht mehr rückgängig machen sollten. Wir konzentrieren uns auf die Sache, nicht auf die Person, die Vorschläge äußert.“ Der Blick auf die Kandidaten bestätigt die Schlagwörter der Gruppierung „übergreifend, vielfältig, bürgernah“: Unterschiedliche Berufe und Lebenserfahrungen spiegeln sich hier wider. Insgesamt gilt die dynamische Wählergruppe abermals als Anwärter für den jüngsten Gemeinderat im Landkreis (Durchschnittsalter 44 Jahre).
Die Kandidaten: 1. Matthias Grohs, 2. Nina Hüsch, 3. Michael Gotto, 4. Gerd Stahl, 5. Jens Groß, 6. Sabine de Nichilo, 7. Stefanie Küster, 8. Marcel Schneider, 9. Klaus Benterbusch, 10. Manuel Nauroth, 11. Marcel Kölzer, 12. Markus Arndt, 13. Peter Würthen, 14. Peter Hutzler. (Foto: Peter Würthen)
Laden Sie hier den Flyer der Wählergruppe herunter:
Selbacher lernen die richtigen Schnitttechniken, um ihre Obstbäume zu pflegen. Praxiskurs auf gemeindeeigener Streuobstwiese vermittelte umfangreiches Wissen und Fertigkeiten.
Lukas Schneider setzt die Schere an dem noch recht jungen Apfelbaum an und die Aufmerksamkeit der umstehenden Kursteilnehmer ist ihm gewiss. Der Gärtner (Fachrichtung Baumschule) und zertifizierte Baumwart für Streuobst aus dem Nachbarort Fensdorf weiß, wie man Bäumen zu Leibe rückt – schonend und mit klaren Regeln. Und er weiß, wie man interessierte Kleingärtner für sein Fachgebiet begeistert.
Die Ortsgemeinde Selbach veranstaltete einen Obstbaumschnittkurs auf der gemeindeeigenen Streuobstwiese oberhalb der Kirche. Hier wachsen rund vierzig Obstbäume, die meisten sind von der Gemeinde gestiftete „Neugeborenenbäumchen“, aber auch einige alte Exemplare stehen am Rand der Wiese. So diente das etwa dreitausend Quadratmeter große Areal als ideales Übungsgelände. Die Gemarkung im Süden des Wisserlandes weist viele landschaftsprägende Streuobstwiesen auf. Es liege in unserer Verantwortung, diese Kulturbäume regelmäßig zu pflegen, liefern sie doch nicht nur Nahrung, sondern sind auch von vielfältiger ökologischer Bedeutung, so Ortsbürgermeister Matthias Grohs. „Ich freue mich, dass wir mit Lukas Schneider einen echten Experten gewinnen konnten, der uns die richtigen Schnitttechniken beibringt“, erklärte Grohs. Er bedankte sich für einen Obstbaum, den die Baumschule Hebel aus Daaden der Gemeinde anlässlich der Bildungsveranstaltung gespendet hat. „Man sollte nicht einfach drauf los schneiden, sondern einige Regeln beim Baumschnitt beachten, um viele Jahre reiche Ernte an Äpfeln, Birnen oder Pflaumen zu haben“, so Lukas Schneider. So sind beispielsweise Schnittzeitpunkt, geeignetes Werkzeug, Astdurchmesser, Kronenstatik und das korrekte „Ableiten“ wichtige Aspekte, die bei der regelmäßigen Gehölzpflege relevant sind. Ausgestattet mit Leitern, Stangensägen und Rosenscheren wurden alle Bäume einer gründlichen „Frisur“ unterzogen – und wenn das Wetter und die Bienen mitspielen, können die Selbacher auf eine gute Ernte in diesem Jahr hoffen.
Die Ortsgemeinde Selbach hatte Anfang März Grund zur Freude: Dank der Spende der Sparkasse Westerwald-Sieg wurde der im letzten Jahr eröffnete Spielplatz „Im Birkamp“ um einen neuen Holztisch bereichert.
Beim offiziellen Übergabetermin mit Peer Pracht, dem Leiter des Beratungs-Centers Wissen, strahlte nicht nur die Sonne, sondern auch Ortsbürgermeister Matthias Grohs: „Es ist so schön zu sehen, dass Unternehmen und Gemeinden Hand in Hand arbeiten, um die Lebensqualität vor Ort zu verbessern“.
Mit dabei war auch Gemeindearbeiter Wilfried Stieber, der sich um die Pflege des Spielplatzes kümmert. Der neue Tisch fand nicht nur sofort Anklang bei den spielenden Kindern, die ihn freudig in Beschlag nahmen, sondern lädt – jetzt als komplette Sitzgruppe mit der bereits vorhandenen Sitzbank – generell zum längeren Verweilen und zum Austausch mit den anderen Dorfbewohnern ein. Die Ortsgemeinde Selbach ist dankbar für diese großzügige Geste und freut sich darauf, dass die Kinder und Erwachsenen gleichermaßen vom neuen Tisch profitieren werden. Möge er zu vielen fröhlichen Momenten und Gesprächen beitragen – ganz im Sinne der Dorfgemeinschaft!
Bildergalerie vom Rosemontagszug 2024. Die Sonne lachte und mit ihr das „Selbacher Narrenvölkchen“. Der Schlachtruf „Selwich loss gohn“ ertönte vielfach durch das Tälchen. Nach dem Zug feierten die Gecken im Schützenhaus weiter.
Die Serie „Anekdötchen of Platt“ behandelt in loser Abfolge kleine, meist humorvolle, Geschichten aus vergangener Zeit, geschrieben von Selbacher Bürgern in Selbacher Dialekt. Dialekt ist kein Zeichen mangelnder Bildung oder Rückwärtsgewandtheit, sondern er schafft Identität und ist Kulturbestandteil. Wir wollen unsere eigene Sprache nicht verlernen: Geben wir sie an unsere Kinder weiter, sprechen wir sie!
Das folgende „Erlewes“ handelt von einem Unfall mit einem Heuwagen in den 1930er Jahren und bezeugt die Erschwernisse vergangener Zeiten: Die sogenannte und heute verpönte „Kinderarbeit“ auf dem Dorf war völlig normal und auch vonnöten – zumal, wenn die Eltern körperlich beeinträchtigt waren wie in dieser Geschichte.
Maria Dietershagen hat uns viele Anekdötchen hinterlassen, die meist von ihrer Kindheit handeln. Neben Maria selbst, ist ihre Schwester Lisbeth eine Protagonistin.Viel Spaß beim Lesen auf authentischem Serlwier Platt!
Esch wull üsch en Erlewes ous jongen Johren verzärlen, dat esch bis höjt als ahle Frau net vergäsen han.
Et woar en schürner heeser Summerdach, mir hatten det Höj henger da Müll. Dern Middach, bim Äsen, wur sesch dann beschwatt: „Mir nermen den Wan met, on laden en alt, dann kann enner gohn on horlen de Köh.“ Jesaht, jedohn.
Ous Vadder hatte en künstlisch Been on kunn sesch net su helfen. Der kom of den Wan, et Lisbeth an de Schroawf on esch vürn an de Deichsel. Bi Bärwels an da Eck reef esch: „Lisbeth, schroawf dern Wan rischtisch zoh“, awer der Wan dröckte no vürn.
Esch lärmte: „Dräh dern Wan zoh!“, du reef dat: „Esch kann net, de Schroawf es ousjehangen.“ – Mir blief bal det Herz stohn.
Wie en Bletz ging et mir dursch dern Kopp: „Den Vadder om Wan – du musst de Kurwe kreijen!“ En da Kurwe stonnen drei Höjser ananner jebaut: da Stausberschs Heinrich, da Rörtsches Peter on da Dörnersch Hermann. Esch hel met menger ganzen Kraft am Wan zeröck, awer bi Laien do ging et net mi. Esch moch Sätze vürn an da Stang, langst Stausberschs kom esch noch, awer vürm Rörtsches Peter do leß esch de Stang loss on moch en Satz of de Sejde.
Der Wan souste met Karacho gän den Zong on gän de Bank. Bi Dörnersch do kom er zom enhahlen. – Ous Lisbeth kom höngenöh jekrochen. Da Vadder woar schniewejß em Jesischte, esch soß vür Rörtsches of da Eer on kresch, als och noch dat Rörtsches Anna rouskom on ous den Buckel vollschannte: „Kunnt ihr net oppasen? On hatt och noch dern ahlen Vadder om Wan!“ Esch sah nex, awer esch däscht: „ojo Frau, bes doch alt fruh, dat ma net met da Stang en de Housdür renjerost sen.“
Di Männer holfen ous widder of den Wäh. Et hatte got jegangen, mir woren mem Schrecken dovonkummen. Awer mir sen net nochmol jefahrn, oohne de Schroawf ze kontroliern.
Sechster Selbacher Dialog fand statt. Mehrgenerationenfest, Freiluftkonzert, Baumschnittkurs und vieles mehr geplant.
Der regelmäßige „Selbacher Dialog“ brachte Anfang Januar wieder alle Ortsvereine und die Kirchengemeinde unter Moderation von Ortsbürgermeister Matthias Grohs zusammen.
Dieses Mal trafen sich die Ehrenamtlichen zum Vereinsstammtisch im Backes der Schützenbruderschaft, um über anstehende Termine im neuen Jahr zu informieren und zu beraten. Die Teilnehmer diskutierten auch Verbesserungsvorschläge zur Durchführung einzelner Veranstaltungen.
Seitens der Ortsgemeinde gibt es dieses Jahr mehrere neuartige Termine. So wird am 16. März ein Obstbaumschnittkurs auf der gemeindeeigenen Streuobstwiese angeboten und am 7. September richtet der Gemeinderat erstmals ein Mehrgenerationenfest für Neugeborene mit ihren Familien sowie für die Senioren aus. Als weiteren Höhepunkt veranstalten die Ortsgemeinde und der Musikverein Brunken gemeinsam am 6. Juli eine Sommerserenade mit einem Picknick im „Dorfpark“ (Buswendeplatz). Eine Prozession mit drei Wegekreuzsegnungen am 5. Mai, zu der die Kirchengemeinde St. Anna einlädt, wird in diesem Format ebenfalls ein Novum sein.
„Als kleines Dorf haben wir für alle Altersgruppen kulturell viel zu bieten. Freuen wir uns auf zahlreiche Feste und Zusammenkünfte, die allesamt und ausschließlich im Ehrenamt organsiert und verantwortet werden“, so Matthias Grohs. Er dankte den heimischen Institutionen für ihr großartiges Engagement.
Eier, Nudeln, Milch und Joghurt sowie Wurstspezialitäten, Honig und weitere Lebensmittel vermarkten die Brüder Dannik und Dominik Musall aus Heckenhof über Verkaufsautomaten, die sie treffend „Regionalkisten 24/7“ nennen. Eine solche (es ist die dritte der Gebrüder) steht seit 1. Dezember in Selbach – mitten im Dorf an der Buswendeschleife/Hauptstraße. Die Produkte stammen entweder aus eigener Bauernhof-Produktion oder von anderen Herstellern aus der Region. „Wir freuen uns über den neuen Standort. Die Lage an der Kreisstraße ist optimal. Nicht nur Einheimische, sondern auch Berufspendler können hier rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche frische und regionale Waren zu einem fairen Preis einkaufen“, erklärt Dannik Musall. Er und sein Bruder bieten je nach Saison unterschiedliche Sortimente an. So kommen beispielsweise Grillfreunde im Sommer nicht zu kurz: Delikate Steaks und Bratwürste aus eigener Herstellung werden angeboten, ebenso warten leckere Brotbackmischungen auf Abnehmer.
Ortsbürgermeister Matthias Grohs ist begeistert von den Regionalkisten: „Endlich haben wir im Tälchen eine verlässliche und konstante Versorgung mit frischen Lebensmitteln aus unserer Heimat. Die sympathischen und umtriebigen Jungunternehmer hatten ihr Verkaufskonzept zuvor dem Gemeinderat auf einer Sitzung vorgestellt. Es hat jeden sofort überzeugt und wir haben einen Pachtvertrag abgeschlossen.“ Der Nachschub an Produkten funktioniere zuverlässig und zügig, so Grohs` Wahrnehmung nach den ersten Tagen. Zwar ersetzen die Automaten wohl nicht ganz den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt, doch bereichern sie zumindest das Angebot. Und für Gelegenheitseinkäufe sind sie allemal ein echter Gewinn fürs Dorf und auch die Nachbarorte. Übrigens gibt’s für Schüler, die an der benachbarten Haltestelle auf ihren Bus warten, auch einen „Klassiker“: Kleine Kakaotrinkpäckchen.
Alljährlich begeht die Ortsgemeinde die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag. Lesen Sie hier die diesjährige Ansprache des Ortsbürgermeisters sowie einen Redebeitrag von Ratsmitglied Nina Hüsch.
Volkstrauertag 2022
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Heute ist Volkstrauertag. Wozu begehen wir eigentlich den Volkstrauertag? Von welchem Volk ist hier die Rede? Und um wen oder was sollten wir heute trauern? Wozu Gedenken?
Ist es nicht völlig überflüssig, gar destruktiv und lähmend, jedes Jahr aufs Neue vor einer alten Steinsäule zu stehen und Toten zu gedenken, die fürs Vaterland gefallen sind?
Vaterland. Volk und Vaterland, was bedeutet das überhaupt für uns? Sind diese Begriffe nicht auch von vorgestern? Passen die überhaupt noch zu unserem pluralistischen bunten Land, als welches wir uns heute gerne präsentieren? Vielen Bundesbürgern scheint es zumindest altmodisch, manch einem rückwärtsgewandt und zwielichtig, ja sogar falsch erscheinen, im Fackelschein und unter getragenen Melodien gefallenen Soldaten des kaiserlichen Heeres und der Wehrmacht die Ehre zu erweisen.
Wir, die wir hier stehen, haben eine andere Sicht auf die Dinge. Es ist gut und richtig, dass unsere Verfassung diesen Gedenktag als besonderen Stilletag schützt.
Nun, den Argwöhnischen sei gesagt, dass das Gedenken an vor allem junge Männer, die für Ihr Land kämpften und fielen, keinen Spott und Argwohn verdient. Ja, wir erinnern uns unter anderem an Soldaten eines der fürchterlichsten Kriegstreibers, Völkermörders und Despoten der Geschichte, aber: Die Soldaten, es waren die Unseren!
Den Argwöhnischen sei gesagt, dass wir seit den Gründungstagen der Bundesrepublik eine weit umfassendere Erinnerungspflege betreiben als „nur“ den Fokus auf die Gefallenen der beiden Weltkriege zu richten. Die Gedenkkultur ist, wie alles in unserer Gesellschaft, einem Wandel unterlegen und auch der Volkstrauertag hat sich mit den Jahren weiterentwickelt. Das vorhin vernommene Totengedenken wurde erst vor wenigen Jahren angepasst. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge engagiert sich weltweit für Verständigung unter den Nationen, er betreibt viel Jugendarbeit und führt internationale Workcamps durch.
Den Argwöhnischen sei gesagt, dass wir heute der Opfer des Ukrainekrieges gedenken, wir gedenken des von einer arabischen Gang brutal zusammengeschlagenen Familienvaters am Deutzer Bahnhof, wir gedenken des von einem Neonazi drangsalierten und gedemütigten kongolesischen KFZ-Mechanikers in einer Dortmunder Fußgängerzone, wir gedenken der seelisch verletzten Katholiken im Wisserland, deren Gotteshaus durch einen Brandstifter geschändet und erheblich beschädigt wurde, wir gedenken der Rettungssanitäter, die auf den sog. Maikrawallen in Berlin im Einsatz beschimpft, bespuckt und angegriffen werden, wir gedenken der viel zu vielen Kinder, die von ihren alkoholkranken Eltern vernachlässigt oder gar misshandelt werden.
Wir gedenken noch vieler weiterer Opfer seelischer und körperlicher Angriffe, die mitten unter uns, womöglich auch hier in Selbach, und tagtäglich leiden müssen. Es sind Menschen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, Menschen unseres Volkes und Menschen, die hier leben oder anderswo auf der Welt. Sie alle sind Menschen! Es sind Menschen!
Für all diese Menschen opfern wir jedes Jahr nicht einmal eine halbe Stunde des Mitfühlens, Beistehens, Erinnerns und Mahnens im öffentlichen Raum. Ich finde, das müssen wir uns als zivilisierte Gesellschaft zumuten. Ein feierlicher Rahmen ist dieses Gedenkens würdig.
Doch satteln wir noch einen drauf: Zeigen wir nicht nur Empathie und schwingen Reden (oder lauschen ihnen), sondern zeigen wir vermehrt auch klare Kante gegen Ausgrenzung, Stigmatisierung, Anfeindungen, Hass, Rassismus und Gewalt jedweder Form. Zeigen wir mehr Courage im Alltag und gebieten Unrecht Einhalt, damit wir in den nächsten Jahren nicht noch mehr Gedenktafeln, neben diesen alten bronzenen hinter mir, vor unserem geistigen Auge projizieren müssen.
Also, es gibt – leider – zu viele Gründe, um diesen staatlichen Gedenktag zu begehen, zumindest das sind wir den Opfern schuldig. Tun wir dies auch weiterhin – hier bei uns in Selbach.
Matthias Grohs, November 2023
Volkstrauertag 2022
An wen denkst DU heute?
Volkstrauertag?
Was soll das denn noch?
Alles nur Erinnerung?
Alles nur Geschichte?
Alles längst vergangen?
Nein, denn die Geschichte wird immer ein Teil dessen sein, wie unsere Gesellschaft heute ist. Deswegen darf man nicht leichtfertig damit umgehen und vergessen, was einmal war. Die Erinnerungen an die Millionen Opfer aller Kriege dürfen nicht verblassen, nur weil die Zeit so viel Raum zwischen den Geschehnissen und der Gegenwart eingenommen hat. Für uns alle ist es wichtig, die Geschichte niemals zu vergessen und uns immer daran zu erinnern, was einmal geschehen ist. Niemals dürfen wir es zulassen, dass auch nur einer aufhört, an die Opfer zu denken.
An wen denkst du heute?
KZ–Häftlinge, Vermisste, Kriegsgefallene, Zivilisten, Kindersoldaten oder Verfolgte?
Das Gestern können wir nicht mehr ändern, aber das Morgen haben wir in der Hand. Gerade weil es noch immer so viele Kriege gibt, in denen immer noch so viele Menschen sterben, ist der Volkstrauertag nach wie vor aktuell und wichtig. Auch die Generationen, die noch folgen werden, müssen wissen, was einmal geschehen ist und dass es sich dabei nicht nur um Zahlen und Fakten handelt, sondern um menschliche Schicksale. Um wirkliche Trauer und echte Schmerzen. Um Angst und Schrecken. Es gibt immer jemanden, an den man an diesem Tag denken kann und wir sollten das niemals vergessen.
Wir stehen heute hier, um all der Opfer zu gedenken und um vor dem Vergessen zu mahnen. Um an den Frieden zu appellieren sowie an den gesunden Menschenverstand. Wir wollen zeigen, dass auch für Leute wie uns, die den Krieg zum größten Teil nicht miterlebt haben, der Volkstrauertag ein sehr wichtiger Tag ist. Solange wir uns an das erinnern, was in den Kriegen passiert ist, solange kann es sich nicht wiederholen und ebenso lange werden wir an all die Menschen denken, die durch die Kriege schwere Schicksalsschläge erlitten haben. Und hoffentlich wird man sich noch in 40 Jahren die Frage stellen: Volkstrauertag? An wen denkst DU heute?
Nina Hüsch, November 2023 (angepasst nach einer Vorlage vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge e.V.)
Volkstrauertag 2022; alle Fotos: Sabine de Nichilo
Die erfolgte Baumaßnahme in der Schulstraße (Einrichten eines Stauraumkanals zur Oberflächenwasserabführung) wird erstmals wie angekündigt über Wiederkehrende Beiträge ab 2024 abgerechnet. Lesen Sie hier die betreffenden Informationen, die bei der Einwohnerversammlung am 12.10.2023 präsentiert wurden.
Für Fragen zu diesem Thema stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verbandsgemeindeverwaltung, Fachbereich Bauen und Wohnen, gerne zur Verfügung unter wkb@rathaus-wissen.de.